EIN SANFTER ÜBERGANG IM KIRSCHENLAND

Ilir Spaqaj tritt bald Wilhelm Stubbes Nachfolge an

Die Übergabe des „Fährhaus Kirschenland“ steht unmittelbar bevor: Zum 1. August tritt der 35-jährige Ilir Spaqaj offiziell in die Fußstapfen des 80-jährigen Kirschenland-Chefs Wilhelm Stubbe. Hier erzählen die beiden, wie sie sich in den vergangenen Monaten auf diesen Schritt vorbereitet haben.

Jork-Wisch – „Ich suche keinen Käufer, sondern einen Nachfolger“, hatte Stubbe dem TAGEBLATT schon vor gut einem Jahr gesagt. Seitdem damals bekannt wurde, dass Wilhelm Stubbe „Fährhaus Kirschenland“ für 950 000 Euro zum Verkauf anbietet, ist die Frage, wie es mit dann mit dem Kirschenland weitergeht, im Alten Land ein heißes Gesprächsthema. Nach langer Suche hat Stubbe nun mit dem 35-jährigen Restaurantfachmann Ilir Spaqaj, der im feinen Hamburger Louis C. Jacob lernte und zuletzt das Bistro des „Carls“ an der Elbphilharmonie leitete, einen Käufer nach seinem Geschmack gefunden.

Bei Ilir Spaqaj war es offenbar Liebe auf den ersten Blick: „Ich bin durch die Tür gekommen, habe geguckt und nur gedacht: Wow! So wie damals mit meiner Frau vor 15 Jahren.“ Mit ihr und dem inzwischen fast zweijährigen Sohn lebt Spaqaj seit einiger Zeit in Jork-Gehrden. Ins Kirschenland kam er erstmals vor gut einem Jahr, weil er sich für eine Gartenparty Biertische und Stühle leihen wollte. Vier Wochen später las er im TAGEBLATT von Stubbes Suche nach einem Nachfolger. Wilhelm Stubbe hat sich die Auswahl eines Käufers nicht leicht gemacht. Mehrere Angebote lehnte er ab, weil er den Stil des 1908 erbauten Hauses erhalten sehen will, das für Generationen Schauplatz persönlicher Ereignisse vom Abiturball bis zum Beerdigungskaffee war. Übrigens nicht nur für Altländer: Auch Udo Lindenberg hat hier schon mit 250 Gästen seinen Geburtstag gefeiert. Auch eine am Kauf interessierte Hamburger Firma, die am Bau einer Fähre von Wisch nach Wedel interessiert ist, ging leer aus: Stubbe hatte zuvor an die 200 Fragebögen verteilt, um die Meinung der Nachbarn zu dem Fährstandort zu erfragen: „Nur zwei waren dafür, aber 150 äußerten sich sehr skeptisch.“

Sich selbstständig zu machen, war immer sein Ziel, erzählt Ilir Spaqaj. Weil seine Frau Menika gelernte Immobilienmaklerin ist, sah der Plan so aus: Sie sucht sich ein Gebäude aus, er macht darin Gastronomie. Bei der Entscheidung, den Betrieb eines so großen Hauses zu übernehmen und den Kauf zu finanzieren, war das eine günstige Konstellation. „Selbstständig heißt: Selbst und ständig“, weiß Wilhelm Stube aus eigener Erfahrung. „Als Gastronom ist es für mich normal, 13, 14, 15 Stunden am Tag zu arbeiten“, sagt auch Ilir Spaqaj, der sich schon seit zwei Monaten einarbeitet. Seine Frau Menika hat, wie Stubbe es ausdrückt, „ihre Feuertaufe schon bestanden“ und das Stubbe-Team bei einer großen Silberhochzeit unterstützt. Seit Wilhelm Stubbe weiß, dass es einen Nachfolger gibt, hat er für 2018 und 2019 wieder viele Reservierungen angenommen. „Diese Kunden buchen das Kirschenland, weil es ist wie es ist“, sagt Spaqaj. Ein Comeback erleben könnte sogar der legendäre Kirschenland-Weihnachtsball.

„Aber noch nicht in diesem Jahr“, sagt Spaqaj, der sich in Ruhe in seine neue Aufgabe einarbeiten will. Er freut sich darüber, wie viele junge Leute ihm gesagt haben, wie froh sie sind, dass es nun auch weiterhin Bälle im Kirschenland geben kann. Der nächste öffentliche soll der Osterball 2018 sein. Während der Betrieb nahtlos weitergeht, will Ilir Spaqaj den „Ritter-Saal“ links neben dem Eingang renovieren und sich nach und nach auch andere Räume vornehmen. Die ein oder andere Innovation auf der

Kirschenland-Zeitungsartikel
© www.tageblatt.de – von Anping Richter, Foto Richter

Speisekarte sei denkbar. Vor allem sei ihm aber Kontinuität wichtig. Das Kirschenland-Team will er komplett übernehmen. „Wir haben ihn praktisch als Sohn angenommen“, sagt Wilhelm Stubbe. Seine drei Kinder und die acht Enkelkinder seien „richtig glücklich“, dass er einen Nachfolger in seinem Sinne gefunden habe. Am 1. August wird Spaqaj offiziell neuer Chef und Eigentümer. Wilhelm Stubbe und seine Schwester Erna Bruhn, die „gute Seele des Hauses“, wollen im Team aber weiter mit anpacken, so lange sie es können. „Dann ziehe ich wieder die Manchesterhose an“, kündigt Wilhelm Stubbe an. Die trug auch sein Großvater schon als „Ingelsch leddern Büx“ zur Arbeit. Heute heißt sie Cordhose.